Die Könige (Pharaonen) des alten Ägyptens
Von Jimmy Dunn
Der Titel „Pharao“ kommt aus der griechischen Sprache und ist im Alten Testament gebraucht. Noch ursprünglicher entspringt das Wort dem ägyptischen Per-aa und meint „großes Haus“, als Bezeichnung des Palastes. Als Beschreibung des Königs selbst kam der Begriff um 1450 v. Chr. in Gebrauch, fand seine gängige Verwendung aber erst einige Jahrhunderte später. Die meiste Zeit lang war der gebräuchliche Titel des Königamtes im alten Ägypten „nesu“, aber eine ganze Bandbreite and Titeln konnte einem König zukommen.
Ägyptischen Legenden zufolge sind Ägyptens frühste Könige später seine wichtigsten Götter geworden. Man weiß nicht, ob diese Individuen wirklich als Menschen existierten und wo sie regiert haben sollen. Erst am Ende der Vordynastischen Periode, noch vor der Vereinigung Ägyptens, kann man einige Könige festmachen, die mit relativer Wahrscheinlichkeit über den nördlichen oder südlichen Teil des Landes regierten. Viele Quellen belegen, dass der erste König von Ägypten als vereintem Königreich Menes war, der um 3100 v. Chr. geherrscht haben muss. Die archäologische Basis für die Bestätigung dieses Namens ist jedoch gering. Viele Experten sagen auch, dass sein Name Narmer, oder Aha gewesen ist, zwei Namen, die in den ärchäologischen Funden öfter auftauchen.
Menes könnte aber auch für mehrere legändere Herrscher zusammen stehen. Nach den ersten Herrschern über das vereinte Ägypten kann das ägyptische Königshaus aber für über dreitausend Jahre nachvollzogen werden, wo es grundlegend mit Kleopatra endete. Römische Eroberer haben danach versucht, sich selbst als Ägyptische Pharaonen zu bezeichnen. Wir wissen von mehr als 170 einzelnen Pharaonen während dieser Zeitspanne. Trotz einschneidender Veränderungen in dieser Zeit sind fundamentale Dinge konstant gleich geblieben.
Könige waren nicht immer männlich und anders als in modernen Monarchien, nannte man sie immer, gleich, ob männlich oder weiblich, Könige. Ägypten hatte einige sehr herausragende weibliche Herrscher wie Hatshepsut.
Im alten, pharaonischen Ägypten war das Haupt der Gesellschaft und der Religion der König. Unter ihm standen Schichten von Gelehrten, die aus Würdenträgern, Priestern und Beamten bestanden. Darunter stand die große Masse der Normalbürger, oftmals in armen Verhältnissen lebend und von der Arbeit auf dem Feld abhängig. Mit Ausnahme der frühsten Zeiten, als der höchste Offizier wohl ein Kanzler war, waren der Mann direkt unter dem König ein Wesir (tjaty), der einen ähnlichen Zweck erfüllte, wie ein heutiger Premier-Minister.
In vielen, nicht den meisten, Belegen wird der König als Inkarnation des Horus, dem Falken-Gott, gesehen und der menschliche Sohn des Osiris. Osiris selbst war ein König, der von seinem Bruder Seth ermordet wurde. Horus kämpfte mit seinem Onkel um auf den Thron zurückzukehren und Teil dieser Machtübernahme war die angemessene Beerdigung seines Vorgängers um Osiris‘ den letzten Dienst zu erweisen. Es gab viele Fälle, in denen ein solcher Akt die legale Basis für die Thronbesteigung eines nicht der Königsfamilie angehörenden Anwärters war. Üblicher war aber die Nachfolge des ältesten Sohnes, dessen Erbe üblicherweise schon zu Lebzeiten von seinem Vater ausgerufen wurden. Das stiftete eine Menge Unklarheit unter Forschern, weil der junge König in manchen Fällen direkt nach seines Vaters Tod das Amt antrat und manchmal gleich nach seiner Ernennung. Die alten Ägypter datierten ihre Geschichte nicht nach Jahren wie wir sondern nach Regierungsperioden. Das bringt Schwierigkeiten für Historiker mit sich.
Der König oder die Königin war der Bezugspunkt des ganzen administrative Aperates des Staates. Diese Gott-Könige verfügten über eindrucksvolle Vermögen. Der Pharao war Kopf der Verwaltung, oberster Befehlshaber des Militärs und Vorsteher des Priestertums. Die Opfer für jeden Gott wurden in seinem Namen dargebracht und der ganze Priesteraperat agierte nur als seine Repräsentation. Er war selbst ein göttliches Wesen, die physische Geburt eines Gottes. Der Mythos von der göttlichen Herkunft des Herrschers beschreibt, dass ein Gott der Vater des Königs war, der seine Frau geschwängert und so dem göttlichen König das Leben verliehen hat.
Der König hatte auch eine große Verantwortung zu tragen. Er musst die Ordnung, Ma’at genannt, des Landes aufrecht erhalten und vor Chaos schützen, das in der Form von eindringenden Feinden aus dem Ausland, kommen konnte. Dafür stand er mit den Göttern in Verbindung. Er war dafür zuständig, diesen genügend Opfer zu bringen um sie zufrieden und dem Land wohlgesonnen zu stimmen, indem sie eine fruchtbare Nilflut sendeten, die die Menschen des Landes mit Nahrung versorgen konnte. Wenn er versagte, war er nicht nur bloßgestellt, sondern bewirkte auch die Schwächung des ganzen Landes, inklusive seiner Macht. In den schlimmsten Fällen führte das zum Kollaps, wie am Ende des Alten Reichs.
Man hat bis heute viele Fragen über die Könige der alten Ägypter. Wir haben einen relativ guten Überblick über ihre Reihenfolge, wenn sich die Experten auch über konkrete Daten in unserer Zeitrechnung uneins sind. Diese Belege entspringen hauptsächlich verschiedenen so genannten Königs-Listen, die im Neuen Königreich geschrieben wurden. Eine andere Quelle ist ein historischer Bericht über die Geschichte Ägyptens, der von Manetho, einem ägyptischen Priester überliefert ist. Durch neuere Funde wurden aber sowohl die darin, wie in den Königs-Listen enthaltenen Informationen teilweise revidiert. Es gibt Epochen der ägyptischen Geschichte, besonders in der Mittleren Zeit, aus der wir sehr wenige Informationen über die Herrschenden haben.
Mantheo teilte die alte Ägyptische Geschichte in drei Dynastien. Moderne Wissenschaft hat jedoch bewiesen, dass diese Einteilung nicht ganz angemessen sein kann. Meistens bestand eine Dynastie aus einer Folge von miteinander verwandten Herrschern. Manche Dynastien wurden durch die Gründung einer neuen Hauptstadt abgebrochen. Moderne Ägyptologen glauben, dass Mantheo in Bezug auf das Ende einer Abstammungfolge in vielen Fällen falsch lag.
Die Macht eines altägyptischen Herrschers ist auch heute noch beeindruckend. Wenn man nur an die großen Pyramiden denkt, kann man sich sein Vermögen an Gold und anderen Schätzen und seinen Glanz ungefähr ausmalen. Sie verfügten über Ressourcen, von denen ein moderner Staat heute nur Träumen kann und das zu Zeiten, als andere antike Zivilisationen darum kämpften, auch nur eine Spur in der Geschichte zu hinterlassen.
Siehe auch:
Themen rund um die Könige
Besondere Könige: Verwandte Themen
Für die ersten, bekannten Könige, noch vor der Ersten Dynastie, siehe:
Quellen:
Titel |
Autor |
Datum |
Verlag |
ISBN Nummer |
Chronicle of the Pharaohs (The Reign-By-Reign Record of the Rulers and Dynasties of Ancient Egypt) |
Clayton, Peter A. |
1994 |
Thames and Hudson Ltd |
ISBN 0-500-05074-0 |
History of Ancient Egypt, A |
Grimal, Nicolas |
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Blackwell |
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Monarchs of the Nile |
Dodson, Aidan |
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ISBN 0-948695-20-x |
Oxford History of Ancient Egypt, The |
Shaw, Ian |
2000 |
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