KAIRO: EINE VISION
(IN BILDERN)
von Jimmy Dunn
Ich bin nicht sicher, ob es eine dramatischere Erfahrung gibt, als in Lubbock, Texas aufzuwachen, ein Flugzeug zu nehmen und bald danach in Kairo, Ägypten anzukommen. Ich habe das inzwischen öfter gemacht, als ich noch wüsste wie oft. Aber es ist jedes Mal noch immer beides: Außergewöhnlich und schön. Natürlich hat diese Veränderung einen kulturellen Aspekt, aber nicht so sehr, wie man vielleicht erwartet. Sogar bei meinem ersten Besuch kann ich mich erinnern die Menschen ungewöhnlich gewöhnlich zu finden. Sie arbeiten hart und legen besonders viel Wert auf ihre familiären Bindungen – was mich an die Einwohner in der so viel kleineren texanischen Stadt erinnert, in der ich aufwuchs. An jedem beliebigen Tage findet man die Männer in Kaffees versammelt, alte Freunde um sich scharend, genau wie die Bauern in Crosbyton, Texas, sich jeden Morgen in einem lokalen Restaurant treffen. In dieser kleinen bäuerlichen Gesellschaft war das einzige öffentliche Ereignis wohl das wöchentlich stattfindende High School Football Spiel, das das Diskussionsthema der ganzen folgenden Woche blieb. Obwohl es in Kairo eher Fußball ist, so ist es hier doch dasselbe wie mit dem taxanischen Football: Die Menschen lieben dieses Spiel. Daneben sprach man gewöhnlich über seinen Beruf und die kleinen Probleme des Alltags – genau wie in Kairo. Ich habe im Laufe meines Lebens herausgefunden, dass in den meisten Teilen der Erde, einschließlich Ägypten, die Menschen nach genauerem Hinsehen sich doch immer wieder als meinesgleichen herausstellen. Sie schätzen das Leben, ihre Familien und alle Mittel diese beiden zu unterstützen. Nur dort, wo eines oder mehrere dieser Lebensmittelpunkte gar nicht vorhanden sind, ist es verschieden – aber Ägypten ist nicht ein solcher Ort.
Das macht das Leben in Ägypten angenehm und seine Bevölkerung ist generell freundlich, aufgeschlossen und entgegenkommende, was alle möglichen Unterschiede zu Bagatellen werden lässt. Als ich Lubbock mit seinen Feldern, ausgedehnten Ranchen und gewöhlichen Bauten verließ, setzte ich meinen Fuß in die Welt einer Hochkultur. Diese Veränderung ist für mich noch drastischer als für jemanden, der aus einer der Hauptstädte der Welt kommt, wie aus New York, Paris oder London. Für all diejenigen, die Kairo nicht kennen, mögen von dieser Stadt nicht als einem Ort denken, wo es gerade zu von Kultur wimmelt. Aber neben den anderen Denkmälern vergangener Zivilisationen gibt es hier schöen Kunstgallerien mit Arbeiten von Meistern, Opern, Feinschmeckerrestaurants, Paks und mehr zu sehen und zu erleben als man überhaupt im ganzen Leben mitnehmen kann. Während diese Extravaganz an Freizeitangeboten für jemanden aus einer Großstadt nichts neues darstellt, war es für mich, jedenfalls bei meinem ersten Besuch, absolut unglaublich. Natürlich habe ich mich mit der Zeit und den vielen Besuchen in Ägypten und anderen Städten der Welt mehr daran gewöhnt.
Nachdem ich nun schon so oft in Ägypten war, gibt es etwas, das mich noch immer stark fasziniert. Das ist der außergewöhnliche, ja exotische Anblick Kairos. Von nur einer Seite auf diese weit ausgedehnte Metropole blickend, kann man die 4500 Jahre alten Pyramiden, modernen Shopping Malls, reiche und alte religiöse Bauwerke, französiche Apartmenthäuser aus dem 19. Jahrhundert, weite Totenstädte, moderne Blockhäuser, Wolkenkratzer, Art Deco und den Nil erspähen. In diesen bunten Mix geworfen, werden die Sinne regelrecht überrollt wie in keiner anderen Stadt der Welt. Wenn ich zu Hause bin, fahre ich morgens in die Arbeit und konzentriere mich auf den Verkehr, aber in Kairo ist jeder Ausflug in der Stadt mit Ehrfurcht und Aufregung verbunden, während ich ohne auf den Weg zu achten von einem Distrikt zum nächsten komme und den Blick nicht von der sich ständig wechselnden Kulisse wenden kann.
Das ist Kairo. Eine Stadt, die Jahre auf dem Buckel hat. Die heute Menschen aus der Oberklasse, aus der Mittelschicht und genauso Arme zusammenbringt. Und gleichzeitig die Geister der entfernten und so lang vergangenen Zeiten am Leben erhält. Es ist eine Stadt, in die ich mich verliebt habe und genau wie mit einer guten Ehefrau ist diese Liebe von Mal zu Mal stärker und tiefgreifender geworden und immer noch faszinierend.
Keramiken
Gebetshalle in der Moschee von al-Azhar (969-1894)
Imad al-Din
Stuckarbeit in der Moschee von 'Amr (641)
Sabil-Kuttab von Umm 'Abbas (1867)
Diana Palast Kino (1932)
Detail des Mausoleums von Qalawun (1284-85)
Inneres der Kirche St. Barbara, viertes Jahrhundert
Villa Amster (Jetzt Deutsche Handelskammer) (1912)
Wakala von Ghuri (1504)
Groppi's Café (1924)
Bayt al-Suhaymi (1648-1796)
Sabil von 'Abd al-Rahman Katkhuda (1744)
Stuck-Mihrab in der Moschee von Ibn Tulun (876-79)
Detail des Inneren der Kuppel der Moschee und Madrasa von Barquq (1384-86)
Minaret der Madrasa von al-Nasir Muhammad (1294-1304)
Amna bint Salim Haus (1540)
Inneres der Kuppel der Moschee und Madrasa von Sultan al-Nasir Hasan (1356-59)
Gezira Palast (heutiges Marriott Hotel) (1863-64)
Madraa und Mausoleum von Qaytbay (1472-74)
Moschee von Muahmmad Ali (1827-57)
Kuppel der Moschee von Sulayman Pasha (1528)
Detail des Sakakini Palast
Tiring Kaufhaus (1913)
Moschee von Muhammad Bey, Abu al-Dhahab (1774)
Kuppel über dem mittleren Teil der Gebetshalle in der Madrasa und Mausoleum von Qaytbay
Haus von Uthman Katkhuda (1350)
Das Sednaouui Kaufhaus (1913)
First Residence/Four Seasons Hotel (1998-99)
Sicht über das Nilufer
Sakakini Palast (1897)
Inneres der Kuppel des Mausoleums von Shafi'i (1211)